MonAmour

Der Blog zwischen Höhenluft,

Herz und Haltung.

Daniel Frei Daniel Frei

Inseln in der Zeit

Inseln der Zeit: Auf den Azoren, mitten im Atlantik, beginnt ein Gedanke, der über das Meer hinweg nach Mürren führt. Zwei Orte, wie voneinander entfernt wie nur möglich – und doch verbunden durch dasselbe leise Gefühl: Abwesenheit. Nicht Flucht, sondern Präsenz. Nicht Rückzug, sondern Begegnung. Was geschieht mit uns, wenn wir Orte betreten, die uns nichts abverlangen, ausser Dasein? Ein Text über Topografien der Stille, das Verschwinden im Guten – und über eine Insel, die mehr ist als ein Ort: Mürren.

Auf den Azoren, mitten im Atlantik, beginnt ein Gedanke, der über das Meer hinweg nach Mürren führt. Zwei Orte, wie voneinander entfernt wie nur möglich – und doch verbunden durch dasselbe leise Gefühl: Abwesenheit. Nicht Flucht, sondern Präsenz. Nicht Rückzug, sondern Begegnung. Was geschieht mit uns, wenn wir Orte betreten, die uns nichts abverlangen, ausser Dasein? Ein Text über Topografien der Stille, das Verschwinden im Guten – und über eine Insel, die mehr ist als ein Ort: Mürren.

Auf den Azoren. Mitten im Atlantik, nirgendwo zwischen Europa und Amerika, zwischen gestern und übermorgen. Vulkanisch, feucht, üppig – und in einer anderen Zeitrechnung. Nicht bloss wegen der Zeitzone.

Und ich denke an Mürren.

Auch eine Insel. Keine geografische, eine seelische. Eine Insel im Gebirge, im Nebel, im Schnee. Abgeschnitten, nicht von Kontinenten, von der Zeit.

Zwei Orte. Zwei Inseln. Zwei verschiedene Enden der Welt. Und doch das Gleiche: das Gefühl, angekommen zu sein und gleichzeitig verschwunden. Nicht dasselbe.

Topografien der Abwesenheit

Mürren ist keine Insel im Ozean. Aber eine Insel im System. Kaum ein Auto fährt hier, kein Strassenlärm, keine Ampeln, kein Kreisverkehr, keine Hektik. Nur Bahnen und Stille.

Die Azoren hingegen Inseln im wortwörtlichen Sinn – aber nicht minder System-fern. Der Atlantik hält alles draussen, was zu laut, zu schnell, zu wichtig ist.

Beide haben etwas Archaisches. Etwas, das aus der Zeit gefallen scheint. Man vergisst sein Handy. Man vergisst seine Mails. Man vergisst sich selbst. Findet sich.

Die Insel als Spiegel

Inseln sind keine Flucht – sie sind Konfrontation. Sie zwingen dich, da zu sein. Nicht nur körperlich, sondern seelisch. Du kannst nicht ausweichen. Nicht in den nächsten Zug, nicht ins nächste Meeting, nicht in die nächste Ablenkung.

Die Berge von Mürren schauen dich an, ohne Urteil. Die Winde der Azoren umarmen dich ohne Absicht. Beide sagen: Sei. Nicht mehr. Nicht weniger.

Was Inseln lehren

Auf Inseln lernt man, dass Präsenz keine Leistung ist. Sie ist ein Zustand. Die Wellen kommen, ohne gefragt zu werden. Die Wolken ziehen ohne Plan. Die Natur ordnet sich nicht nach KPI oder OKR. Und dennoch geschieht alles. In einem Takt, den wir verlernt haben.

Vielleicht sind Inseln deshalb so heilsam: Weil sie uns nicht therapieren. Weil sie uns nicht verbessern. Sondern weil sie einfach sind – und damit erinnern, dass auch wir einfach sein dürfen.

Mürren ist auch eine Insel

Ich schreibe dies auf den Azoren. Aber ich schreibe auch über Mürren. Weil Mürren genau das tut, was die Azoren tun: Es nimmt dir den Lärm. Es nimmt dir die Ablenkung. Es nimmt dir das «zu viel». Und gibt dir das «genug».

Ein Dorf als Insel. Eine Terrasse im Himmel. Eine Einladung, zu verschwinden, um wieder zu erscheinen. Vielleicht ist das die wahre Bedeutung. Nicht nur ein Ort. Nicht nur ein Projekt. Sondern ein Zustand.

Eine Insel in dir.

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