MonAmour
Der Blog zwischen Höhenluft,
Herz und Haltung.
Ithaka liegt auf 1’650 m ü. Meer: Eine Mürren-Odyssee
Ithaka liegt auf 1’650 m ü. Meer: Eine Mürren-Odyssee - Ithaka ist kein Ort. Es ist ein Zustand. Eine Sehnsucht. Eine Rückkehr zu etwas, das wir noch nicht kennen – und längst vermissen. Wer Mürren erreicht, ist nicht einfach angekommen. Sondern weitergereist. Über die Täler hinaus. Über die eigenen Vorstellungen hinweg.
Ithaka ist kein Ort. Es ist ein Zustand. Eine Sehnsucht. Eine Rückkehr zu etwas, das wir noch nicht kennen – und längst vermissen. Wer Mürren erreicht, ist nicht einfach angekommen. Sondern weitergereist. Über die Täler hinaus. Über die eigenen Vorstellungen hinweg.
Nicht alle, die wir hinaufkommen, wissen, dass sie unterwegs sind. Manche glauben, sie machten Ferien. Andere denken, sie kämen zum Arbeiten, zum Wandern, zum Aussteigen. In Wahrheit sind wir alle auf einer Reise – und Mürren ist unser Ithaka.
Der Ort liegt wie ein Versprechen über dem Tal. Nicht oben. Nicht unten. Zwischen Himmel und Boden, zwischen gestern und morgen, zwischen dem, was war, und dem, was werden soll. Wer hier ankommt, ist noch nicht da – und doch weiter als je zuvor.
Der Aufstieg als Ritual
Die Odyssee beginnt unten. In der Dämmerung der Täler, dem Trüben, der Weite. In der engen Welt der Städte und Agglomerationen, Termine, Bildschirme, Verpflichtungen und Pflichten. Wer sich nach Mürren aufmacht, wählt nicht nur einen Zielort, sondern einen Übergang. Die Seilbahn auf die Grütschalp ist der erste Schnitt aus dem Ungewohnten. Dann der Zug, über Wiesen, durch Wald, gleitend, langsam vorbei am Panorama, die Spitzen der Bergkette in den Himmel.
Was wie Tourismus aussieht, ist in Wahrheit ein archaisches Ritual: Du verlässt die Ebene, du gibst dich der Höhe preis. Du wirst kleiner. Die Berge grösser. Und etwas in dir beginnt sich zu erinnern: So fühlt sich Wahrheit an.
Das Ithaka-Prinzip
Ithaka war für Odysseus kein Ort – sondern Zustand. Ein Versprechen. Eine Möglichkeit. Mürren ist genauso. Wer hierherkommt, wird nicht mit Antworten beschenkt. Sondern mit Klarheit. Mit Kargheit. Mit Stille. Kein Ort der Euphorie. Aber der Essenz. Keine Arena des Spektakels. Aber eine schroffe, schöne Stille, in der man endlich wieder hören kann, was in einem längst ruft. Und die Berge fragen: Wer bist du? Weisst du es?
Zwischenstation mit Weitblick
Mürren ist nicht das Ende. Aber ein Innehalten. Ein Ort, an dem man aussteigen darf – aus dem Rausch, aus der Eile, aus der Idee, jemand sein zu müssen. Hier kann man wieder jemand werden. Langsam. Unauffällig. Wesentlich. Die Wolkenmeere, die durch das Lauterbrunnental wogen, sind wie Prüfungen. Sie verstellen den Blick. Und offenbaren ihn. Sie erzählen von Übergängen, von Zweifeln, von Vertrauen. Wie Odysseus, der immer wieder aufbrach – in dem Wissen, dass er zurückkehren muss, obwohl er längst nicht mehr der war, der einst aufbrach.
Das Geschenk der Rückkehr
Wer Mürren verlässt, verlässt nicht einen Ort. Sondern eine Möglichkeit. Und nimmt etwas mit: ein anderes Verhältnis zur Zeit. Eine andere Art zu schauen. Eine andere Idee von Reichtum. Vielleicht ist das die grösste Lehre jeder Odyssee: Du kommst nicht heim, um der Alte zu bleiben. Du kommst heim, um neu zu beginnen. Und manchmal liegt das neue Leben – 1’650 Meter über dem alten.